Von „0 auf Marathon“
Als Folge einer erfolgreichen Wehrdienstverweigerung, ein Vokabular aus den Zeiten des Kalten Kriegs, landete ich im beschaulichen Blaichach im Allgäu und einer täglichen, dreistündigen Mittagspause. Im Zustand der Langeweile und leider viel zu fetthaltiger Küche formulierte der Bauch das Nahziel „Marathon“. Trainiert wurde auch nach Bauchgefühl, immer Oberkante, entlang der Iller, Bergläufe, oder auf dem Rad mit meiner ersten Kettenschaltung hoch aufs Oberjoch.
Blauäugiges Training ließ blauäugig auf einen 3h-Marathon hoffen. Es war verdammt warm, am letzten Oktoberwochenende 1989 in Frankfurt. Bei 21 km ganz knapp unter 1:30 h, bei mir lebte die Hoffnung noch. Nach 30 km darüber verwundert, dass der Körper nicht mehr laufen wollte, nach 36 km zu den Gehern abgewandert, nach 3:26 h am Ziel und unwiderruflich meine Sportkarriere beendet.
Dem Widerruf vom Widerruf folgte eine kometenhafte Leistungssteigerung, nur zwei Jahre später, im September 1991 gelang in Berlin eine Marathon-Bestzeit von 2:36.
Dann kam die Stagnation bei 2:34, gelaufen in München 1995. Alle nur erdenklichen Versuche, die 2:30 zu knacken gingen schief, Jahr für Jahr das ewige Scheitern, das unwiderrufliche Ende meiner Sportkarriere – zum Zweiten.
Vom Spaß zum Ironman
Ab jetzt sollte es nur noch Spaß machen, im zarten Alter von 40 Lebensjahren.
Acht Bahnen Brustschwimmen in der Münchner Olympia-Schwimmhalle, ein paar Runden durch den Olympiapark radeln und zum Schluss ein 5 km Lauf. Und es machte tatsächlich Spaß, sogar auf einem 30 Jahre alten Koga, noch mit Schlaufen.
Im Jahr 2010, zwei Jahre später, sah die Welt schon anders aus. Mit einem absolvierten Kraul-Kurs für Anfänger und einem Isaac-Rennrad mit Carbon-Rahmen ging es zum Allgäu-Triathlon. Haben auch Spaß gemacht, die 5:12 h für 2-80-20 auf der „Allgäu-Mitteldistanz“!
Und dann geht es den gewohnten Weg, wer „halb“ kann, der kann auch „iron“. In meinem Fall wahrlich kein absonderlicher Gedanke. Wer auf den 3,8 km mehr badet als schwimmt, der macht auf jedem Radkilometer viele Plätze gut und ist auf der Paradedisziplin Laufen physisch und psychisch im Vorteil. Je mehr Bike und Run, desto besser. So macht Ironman sehr viel Spaß, und eine Olympische Distanz nicht ganz so viel!
Der mittlerweile begrabene Ironman Regensburg ließ mich nach 10:53 h „finishen“, schon mal ganz brauchbar für einen Rookie. Starker Brechreiz aufgrund unzähliger Powerbars auf der Radstrecke war diesmal kein Grund, die Sportkarriere zu beenden. Mein weiteres Leben sollte nun ohne Powerbar stattfinden.
Zum Beispiel auf weiteren Langdistanzen in Wales und Vichy/Frankreich. Und mit 10:29 Stunden liegen die magischen 10 Stunden schon näher, als lange 11 Stunden.
The Long Road to Avoid Kailua-Kona
Auch mit magischen 10 Stunden lachen mich meine Age Group Kollegen aus der M45 aus, wenn es um die Quali für den legendären Ironman in Kailua-Kona auf Hawaii geht. Dabei will ich noch gar nicht nach Hawaii…!!!
Um nun auch den kleinsten Funken Hoffnung auf Hawaii im Keim zu ersticken, dachte ich mir: Hol´dir die Professional Membership bei Ironman und zieh´dir die Rennen als PRO rein! – Da qualifizieren sich nur die besten 50 Profis auf der Rangliste. Vier Mitteldistanzen und zwei Langdistanzen pflastern den langen Weg, um Kailua-Kona als 300. der Rangliste zu verpassen…!