Ironman wächst, und wächst, wächst…mittlerweile auch nach Polen und Ungarn. In der ungarischen Hauptstadt Budapest findet aber auch der einzige Ironman-Wettbewerb statt, der einen „echten“ Stadtkurs anbietet, sprich, auch die Radstrecke verläuft innerhalb der Stadt – die Donau rauf und runter.
Focus on Budapest! – Das Rennen, und, was noch keiner ahnte, der Prolog für den größten Flüchtlings-Trek in diesem Jahrtausend!
Etwas skeptisch war man schon, beim Blick in meinen Budapest-Reiseführer. Beim Kapitel „Radfahren“ warnen die Autoren davor, keine Radwege, Kamikaze-Autofahrer und vor allem die grausam schlechte Luft. Andererseits wurde von Ironman-Teilnehmern die Erstauflage des Rennens 2014 als drittbeste Mitteldistanz weltweit gewählt, in Europa nur von Haugesund in den norwegischen Fjorden geschlagen. Das kann dann aber nicht nur an der frischen Luft liegen…
Ankunft am Keleti Bahnhof, dort kommen die Züge aus Deutschland und
Österreich an, und fahren auch dorthin wieder ab, wie man mittlerweile weiß! Der Reiseführer warnt im Bahnhofsbereich vor Taschendieben und anderen „dunklen“ Gestalten. Ein erster Blick ins Zwischengeschoss des Bahnhofs, ah, die „dunklen“ Gestalten. Wie, Jugendliche, Frauen mit Kindern, als ab sie da unten kampieren, ne, Ungarn sind das auf keinen Fall, aber was dann?
Rennvorbereitung – raus ans Gelände, Briefing, Bike Check-In. Na ja, so etwas im Niemandsland, Schwimmen in einem künstlich ausgebaggerten Donaubecken, aber null Strömung, unsäglich laute Musik aus den Boxen, ja so isser´ der alte Osten!
Wieder zurück in die Stadt, wieder durch den Keleti Bahnhof. Ups, das Zwischengeschoss ist praktisch voll. Hat das was mit dem Wochenende zu tun, quatsch, was sind das für Leute. Es heißt, Syrer, Araber, Zentralasiaten, ach so, ok.
Renntag – fast etwas kühl, an diesem Samstag Morgen, welch ein Luxus in diesem Backofen-Sommer. Die Straßen sind leer gefegt, von Auto-Abgasen keine Spur. Und dann dieser sensationell schöne Radkurs. Es geht direkt an der Donau entlang, Wende, hoch zur Burg in Buda, dann über die berühmte Kettenbrücke
rüber auf die andere Seite, am genauso berühmten Parlament vorbei, wieder die Kettenbrücke, zurück zur Wechselzone, dann die ganze Stadtrundfahrt noch einmal.
Die Laufstrecke macht auf den ersten Blick nicht so den prickelnden Eindruck – 2,5 km rauf die Donau, 2,5 km runter die Donau, das ganze dann vier Mal. Dann der zweite Blick, man hat mitgedacht, es weht eine frische Brise vom Fluss her, nach dem Wendepunkt erfrischt der sehr angenehme, kühle Wind.
In der Tat, ein sehr gelungener Wettbewerb, den die Ungarn als Newcomer auf die Beine stellen.
Mit der Bahn wieder nach Hause, ab Keleti Bahnhof. Der Zug ist bis auf den letzten Platz belegt, ein paar stehen auch, sieht aus, wie die „dunklen“ Gestalten aus dem Zwischengeschoss. Alle mit Fahrkarte. Ankunft am Münchner Hauptbahnhof, es gibt ein Empfangs-Komitee, die Polizei. Das war erst der Anfang, für die Polizei in München, in Bayern, das wusste aber damals noch niemand. Die ersten Flüchtlinge erreichen mit dem Railjet aus Budapest pünktlich München Hbf..!