„Well, you won´t beat your personal best, but you will be in the most legendary Ironman throughout Europe“.
Well, nach 2012 machte ich mich zum zweiten Mal auf den langen Weg an den südwestlichen Zipfel von Wales. Auch wenn erst zum vierten Male ausgetragen, es ruft das „legendärste Rennen in Europa“. Was hat es damit auf sich? Einmal lockt die traumhafte Landschaft, die Radstrecke folgt den Klippen, den Dünen und dem endlos grünen, durchaus ruppigen Hinterland. Und dann sind es die „people“ und die „crowd“. Ganz Tenby und die Nachbarorte wie Pembroke oder Saundersfoot sind wirklich „crazy about the ironman“, diese Leute lieben ihren Ironman Wales. Und der race-day ist Feiertag, die Pubs öffnen um 6 Uhr morgens, die Waliser brüllen sich die Seele aus dem Leib. Am „heartbreak-hill“ in Saundersfoot herrscht L’Alpe d’Huez-Atmosphäre. Auch im kleinsten Dorf an der Radstrecke gibt es „great support“.
Zudem haben sich die Waliser was Besonderes einfallen lassen, die schwerste Ironman Strecke auf der Tour, die Siegerzeiten sind knapp 30 Minuten langsamer als auf Lanzarote!
Race-day und der Wetterbericht, der einen traumhaften, milden Herbsttag und eine steife Brise aus dem Osten verspricht. So waren zum Schwimmstart nicht wenige age-groupers bereits grün im Gesicht, kein Wunder bei bis zu einen Meter hohen Wellen. Gerade mal sieben Athleten kamen unter einer Stunde aus dem Meer, bei nicht wenigen Startern wurde bereits ein DNF notiert. Ich profitierte von meinem dreimonatigen Freiwasser-Schwimmen auf Zypern und hatte großen Spaß bei 3,8 km auf und ab im Atlantik.
Insider wissen das bereits, nach dem Schwimmen folgt in Tenby die vierte Disziplin, der 1.000 Meter Berglauf zum Radpark am anderen Ende des Ortes. Raus aus dem Wasser, die Treppen hoch an die Promenade, dann weiter durch Tenby, am höchsten Punkt warten dann die Radln´. Was mir als Läufer entgegenkommt, locker 30 Plätze gutgemacht.
Aus radsportlicher Sicht würde ich die Radstrecke einfach als gemein bezeichnen, auch wenn auf dem Papier „nur“ 1.700 Höhenmeter vermerkt sind. Die erste große Schleife entlang der Küste und den Dünen verläuft weitestgehend flach. Erst dann geht es ins Hügelland, die Straßen werden enger, Flachstücke sind Fehlanzeige, dafür hat man die 16% von Wiseman´s Bridge zwei Mal im Programm. Der „heartbreak hill“ in Saundersfoot verspricht nur 12% Anstieg, dafür aber auf 2 km Länge, auch da klettert man zwei Mal hoch. Die schnellsten steigen dann nach ca. 5:30 h vom Rad. Auf meinem 6:21 h langen Radsausflug durfte ich 700 Mitradler überholen und war vor dem Laufen schon auf Platz 392.
Tenby wäre nicht Tenby, wäre da nicht der Marathonlauf. Es geht ans Eingemachte. Vom Radpark erstmal ganz runter, um einfach die 3 km hoch nach New Hedges zu laufen. Zurück nach Tenby, hauptsächlich runter, ganz runter zum Hafen und wieder ganz hoch durch den Ort. Und wenn du dann zum vierten und letzten Mal hoch nach New Hedges läufst, dann fragst du dich „WHY?“. In Tenby selber läuft man auf jeder Runde eine Arte Reißverschluss-Kurs faktisch durch jede Straße, und hier ist sie, die „crowd“. Die Stimmung aus den Pubs wabert auf die Straße, das Volk ist „extremely loud“. Das bringt Adrenalin für die nächste Runde. Als ich bis etwa 500 Meter vor der Finish-Line weitere 204 Läufer überholt hatte, gönnte ich mir erstmal einen kräftigen Schluck Lager, ein Dank an den Spender am Straßenrand. Den roten Teppich erreichte ich als 188. der Gesamtwertung, 49 Sekunden vor Heike Funk – weder verwandt noch verschwägert.